Schließlich kam der Karren an und er kam, ohne auch nur den geringsten Lärm zu machen, weil seine Räder mit Bündeln von Wolle und Lappen umwickelt waren.
Gezogen wurde er von zwölf Paaren von Eseln, alle von gleicher Statur, aber unterschiedlichem Fell. Manche waren grau, andere gescheckt wie Salz und Pfeffer und andere gestreift mit großen gelben und blauen Streifen. Doch das merkwürdigste war, dass diese zwölf Paare, also die diese vierundzwanzig Esel, anstatt beschlagen zu sein wie alle anderen Zug- und Lasttiere and den Füßen Stiefel aus weißem Leder trugen, wie es bei Menschen üblich ist.
Und der Kutscher des Karren?
Stellt euch ein Männchen vor, breiter als lang, weich und schmalzig wie eine Schaufel Butter, mit eine Gesichtchen wie eine Apfelsine, einem Mündchen, das immer lachte und einer leisen und zärtlichen Stimme, wie die einer Katze, die dem guten Herzen der Hausherrin schmeicheln will.
Alle Kinder, die ihn sagen, begannen sofort ihn lieb zu haben und kämpften darum, auf seinen Karren zu steigen, um von ihm in das wahre Paradies geführt zu werden, das auf den geografischen Karten als das Spielzeugland eingezeichnet ist.
Der Wagen war schon voll mit Kindern zwischen acht und zwölf Jahren, die einen auf die anderen gestappelt, wie Heringe in der Salzlake. Unbequem lagen sie, zusammengepfercht, konnten kaum atmen. Doch keiner sagte oh, keiner beschwerte sich. Die Hoffnung, dass sie in wenigen Stunden in ein Land kämen, wo es keine Bücher, keine Schulen und keine Bücher gab machte sie so glücklich und duldsam, dass sie weder die Unbequemlichkeiten, noch die Strapazen fühlten, noch den Hunger, noch den Durst, noch den Schlaf.
Kaum hatte der Karren angehalten, wandte sich das Männchen Docht zu und fragte ihn unter vielen Grimassen und Gestik:
"Sag mir mein schöner Junge, willst auch du in dieses glückliche Land reisen?"
"Aber sicher doch will ich da hingehen."
"Ich mache dich aber darauf aufmerksam, dass auf dem Karren kein Platz ist. Wie du siehst, ist alles voll!"
"Geduld!", antwortete Docht, "wenn kein Platz ist, dann setze ich mich auf die Deichsel des Wagens."
Mit einem Sprung, schwang er sich die Stangen.
"Und du mein Lieber?", sagte das Männchen und wandte sich in einschmeichelnden Ton an Pinocchio. "Was hast du vor? Kommst du mit uns oder bleibst du?"
"Ich bleibe", antwortete Pinocchio. "Ich will nach Hause zurück. Ich will lernen und mir in der Schule Anerkennung verschaffen, wie alle wohlerzogenen Kinder das tun."
"Dass es dir wohlbekomme!"
"Pinocchio!", sagte Docht jetzt. "Hör auf das, was ich dir sage. Komm mit uns und wir werden glücklich sein."
"Nein, nein, nein!"
"Komm mit uns und wir werden glücklich sein", schrien andere vier Stimmen im Innern des Karren.
"Komm mit uns und wir werden glücklich sein", schrien hunderte von Stimmen im Innern des Karren.
"Und wenn ich mit euch komme, was wird dann die gute Fee sagen?", fragte die Marionette, die anfing gerührt und überredet zu sein.
"Mach dich nicht verrückt mit solch melancholischen Gedanken. Denk daran, dass wir in ein Land gehen, wo wir von morgens bis abends machen können, was wir wollen!"
Pinocchio antwortete nicht, ließ aber einen Seufzer vernehmen. Dann seufzte er nochmal. Dann zum dritten Mal. Schließlich sagte er:
"Macht mir ein bisschen Platz. Ich will auch mitkommen!"
"Die Plätze sind alle vergeben", antwortete das Männchen, "doch um dir zu zeigen, wie zuvorkommend ich bin, kann ich dir meinen meinen Platz auf dem Kutschbock anbieten."
"Und Sie?"
"Ich gehe dann zu Fuß."
"Nein, das kann ich nicht zulassen. Da ziehe ich es vor, bei einem dieser Esel aufzusitzen!", rief Pinocchio.
Gesagt, getan. Er trat an den rechten Esel des ersten Paares heran und machte anstalten, auf ihm zu reiten, doch das Tier drehte sich plötzlich um und gab ihm einen heftigen Schlag mit der Schnauze in die Magengrube, so dass Pinocchio mit den Beinen nach oben durch die Luft flog.
Stellt euch das freche und hohle Gelächter all der Kinder vor, die der Szene beiwohnten.
Doch das Männchen lachte nicht. Er trat an das rebellische Eselchen heran, tat so, als ob er ihm einen Kuss geben wolle und trennte ihm dann mit einem Biss die Hälfte des rechten Ohres ab.
Unterdessen war Pinocchio wütend vom Boden aufgestanden und machte einen großen Sprung auf die Kruppe des armen Tieres. Der Sprung war so schön, dass die Kinder aufhörten zu lachen und "Viva Pinocchio!" riefen und mit den Händen begannen Applaus zu klatschen ohne damit aufzuhören.
Doch plötzlich hob der Esel beide Hinterbeine gleichzeitig und schlug heftig aus, so dass er die arme Marionette mitten auf die Straße auf einen Berg Schotter schleuderte.
Darauf folgte ein weiteres Gelächter. Das Männchen jedoch, anstatt zu lachen, empfand eine solche Liebe für den sturen Esel, dass er ihm mit einem Kuss die Hälfte des anderen Ohres abtrennte. Dann sagte er zu der Marionette:
"Steig jetzt nochmal auf und habe keine Angst. Dieser Esel hatte ein paar Grillen im Kopf, ich habe ihm aber zwei Wörter ins Ohr gesagt und so hoffe ich, dass er zahm und vernünftig gerworden ist.
Pinocchio stieg auf und der Karren setzte sich in Bewegung. Doch während die Esel galoppierten und der Wagen über das Pflaster der Hauptstraße rollte, schien es der Marionette, als höre er eine dumpfe und kaum hörbare Stimme, die zu ihm sagte:
"Armer Einfaltspinsel. Du wolltest mal wieder machen was Dir gut dünkte, aber das wirst du noch bereuen."
Pinocchio schaute fast verängstigt um sich, um in Erfahrung zu bringen, von woher diese Worte kamen. Er sah aber niemanden. Die Esel galoppierten, der Karren rollte und die Jungen im Inneren schliefen. Docht schnarchte wie ein Murmeltier und das Männchen auf dem Kutscherbock, trällerte zwischen den Zähnen.
...Sie schlafen die Ganze nacht
ich hingegen schlafe nie...
Nach einer halben Stunde hörte Pinocchio dieselbe Stimme wieder, die zu ihm sprach:
"Denke daran Dummkopf! Die Kinder, die aufhören zu lernen und den Büchern, den Schulen und den Lehrern den Rücken zukehren um sich ganz dem Spielen und den Vergnügungen zu widmen, können nur Schiffbruch erleiden! Ich weiß es, denn ich habe es am eigenen Leib erfahren! Ich kann es dir sagen! Eines Tages wirst auch du weinen, wie ich geweint habe, wie ich heute weine. Doch dann wird es zu spät sein!"
Pinocchio schaute fast verängstigt um sich, um in Erfahrung zu bringen, von woher diese Worte kamen. Er sah aber niemanden. Die Esel galoppierten, der Karren rollte und die Jungen im Inneren schliefen. Docht schnarchte wie ein Murmeltier und das Männchen auf dem Kutscherbock, trällerte zwischen den Zähnen.
...Sie schlafen die Ganze nacht
ich hingegen schlafe nie...
Nach einer halben Stunde hörte Pinocchio dieselbe Stimme wieder, die zu ihm sprach:
"Denke daran Dummkopf! Die Kinder, die aufhören zu lernen und den Büchern, den Schulen und den Lehrern den Rücken zukehren um sich ganz dem Spielen und den Vergnügungen zu widmen, können nur Schiffbruch erleiden! Ich weiß es, denn ich habe es am eigenen Leib erfahren! Ich kann es dir sagen! Eines Tages wirst auch du weinen, wie ich geweint habe, wie ich heute weine. Doch dann wird es zu spät sein!"
Bei diesen leisen dahingeflüsterten Worten, sprang die Marionette vom Schreck überwältigt von der Kruppe des Reittiers und lief umd den Esel bei der Schnauze zu führen.
Und stellt euch vor, wie er da stand, als er merkte, dass sein Esel weinte...und weinte, ganz wie ein Kind!
"Hey, Herr Männchen", schrie Pinocchio nun zum Besitzer des Wagens,"wisst ihr, was es neues gibt? Dieser Esel weint!"
"Lass ihn weinen. Er wird lachen, wenn er Bräutigam ist."
"Habt ihr ihm auch beigebracht zu reden?"
"Nein. Er hat von sich aus gelernt ein paar Worte zu stammeln, weil er drei Jahre in Gesellschaft von dressierten Hunden war."
"Armes Tier!"
"Auf, auf", sagte das Männchen, "vergeuden wir nicht unsere Zeit einem Esel beim Weinen zuzusehen. Steig wieder auf und lass uns weiterfahren. Die Nacht ist kalt und der Weg lang."
Pinocchio gehorchte ohne zu widersprechen. Der Karren rollte wieder los und am nächsten Morgen in der Morgendämmerung kamen sie ins Spielzeugland."
Dieses Land gleicht keinem anderen Land dieser Welt. Seine ganze Bevölkerung bestand aus Kindern. Die ältesten waren vierzehn Jahre alt, die jüngsten waren kaum acht. Auf den Straßen herrschte eine Fröhlichkeit, ein Lärm und ein Schreien, dass man fast den Verstand verlor! Überall standen Gruppen von Lausbuben, die mit Nüssen spielten, mit Kacheln, mit Bällen, Fahrrad fuhren, auf einem Holzpferd ritten.
Andere spielten Blinde-Kuh, während andere ihnen nachliefen. Einige, als Clown verkleidet, aßen Zuckerwatte. Man sprach Verse, sang, machte Purzelbäume und vergnügte sich damit, auf den Händen zu laufen die Beine in der Luft. Manche liefen im Kreis herum, manche gingen als General verkleidet, den Helm aus Papier und die Truppen aus Karton. Man lachte, schrie, rief sich beim Namen, klatschte in die Hände, pfiff, sang das Lied vom Huhn, das ein Ei gelegt hat. Kurz: Es war ein solcher Höllenlärm, ein solche Gebrumme, ein solch höllischer Lärm, dass man sich die Ohren zustopfen musste, um nicht taub zu werden. Auf allen Plätzen sah man kleine Theater aus Stoff, die von morgens bis abends von Kindern besucht wurden und auf allen Häusern las man mit Kohle geschrieben so schöne Sachen wie "Hoch leben die Spilzeuge (anstatt hoch leben die Spielzeuge), wir wollen keine Shule (anstatt wir wollen keine Schule), nieder mit der Aritmetik (anstatt nieder mit der Arithmethik) und andere Dinge dieser Art.
Pinocchio, Docht und die anderen Kinder, die mit dem Männchen die Reise gemacht hatten, stürtzen sich, kaum hatten sie den Fuß in die Stadt gesetzt, ins Getümmel und in wenigen Minuten, wie man sich leucht vorstellen kann, waren sie mit allen befreundet. Wer konnte glücklicher und fröhlicher als sie sein?
Durch alle die Späße und die verschiedenen Vergngungen vergingen die Stunden, die Tage, die Wochen wie im Flug.
"Oh was für ein schönes Leben!", sagte Pinocchio jedes mal, wenn er Docht traf.
"Siehst du, dass ich recht hatte?", antwortete dieser. "Und du wolltest anfangs nicht fortgehen! Du wolltest zum Hause der Fee zurückkehren, um deine Zeit mit lernen zu vergeuden! Wenn du jetzt von den lästigen Büchern und Schulen befreit bist, dann verdankst du das mir, meinen Ratschlägen, meinem Zureden? Stimmst du dem zu? Nur wahre Freunde können einem einen solchen Dienst erweisen."
"Das stimmt, Docht! Wenn ich heute ein wirklich glücklicher Junge bin, dann ist das dein Verdienst. Was den Lehrer angeht, weißt du was er mir gesagt hat, als wir über dich sprachen? 'Hüte dich vor Docht. Docht ist ein schlechter Kamerad und seine Ratschläge können dich nur in Verderben stürzen!' "
"Armer Lehrer!", antwortete der ander und schüttelte den Kopf. "Ich weiß leider nur zu gut, dass er mich nicht mochte, dass er sich damit vergnügte, mich zu beleidigen. Aber ich bin großzügig und verzeihe ihm!"
"Wie großzügig!", sagte Pinocchio, umarmte zärtlich seinen Freund und küsste ihn zwischen die Augen.
Dieses schöne Paradies, wo der ganze Tag mit mit Spielen und Vergnügungen ausgefüllt war, ohne dass man jemals ein Buch zu Gesicht bekam oder eine Schule dauerte nun schon fünf Monate, als Pinocchio eines Morgens eine ziemlich unschöne Überraschung erlebte, die ihm gründlich die Laune verdarb.Kontakt Impressum Datenschutz |