In die Stadt zurückgekehrt, zählte die Marionette die Minuten einzeln. Als es ihm schien, dass der Zeitpunkt gekommen sei, machte er sich der Straße entlang, die zum Feld der Wunder führt auf den Weg.
Und während er hurtig voranschritt, machte sein Herz tik, tak, tik, tak wie eine Standuhr, wenn sie wirklich schnell tickt. Unterdessen dachte er bei sich:
"Und was ist, wenn ich anstatt 1000 Geldstücke, 2000 an den Zweigen des Baumes finde? Oder wenn ich anstatt 2000 dort 5000 finde? Oh, was für ein schöner Herr wäre ich dann! Dann hätte ich gerne einen schönen Palast, tausend Holzpferde und tausend Ställe um ich zu amüsieren, eine Küche mit einem Kaminofen und Likören, so wie ein Buchständer voll mit Süßigkeiten, Torten, Gebäck, Mandelkeksen und mit Rahm bedeckten Waffeln.
Während er noch so vor sich hinphantasierte kam er dem Feld näher und hielt an zum zu sehen, ob nicht vielleicht ein Baum mit Zweigen voller Geldstücke hervorgesprossen sei. Aber er sah nichts. Er machte weitere zwanzig Schritte nach vorne: Nichts. Er betrat das Feld...ging sogar bis zu dem Loch, wo er die Groschen vergraben hatte. Und nichts. Jetzt wurde er nachdenklich und vergaß vollkommen die Regeln des guten Benehmens. Er nahm eine Hand aus der Tasche und kratzte sich am Kopf.
In diesem Augenblick vernahm er in seinen Ohren eine großes Gelächter. Er schaute nach oben und sah auf einem Baum einen Papagei, der die wenigen Federn säuberte, die ihm verblieben waren.
"Warum lachst du?", fragte ihn Pinocchio mit gekränkter Stimme.
"Ich lache, weil ich mich beim Säubern unter den Flügeln gekitzelt haben."
Die Marionette antwortete nicht. Er ging zum Mühlbach und fühlte wieder dieselbe Pantine mit Wasser und begoß noch einmal die Erde, die die Goldstücke bedeckte.
Das ertönte das Gelächter erneut in der Stille des Feldes, diesmal noch aufdringlicher als beim ersten Mal.
"Es reicht", schrie Pinocchio wütend, "darf man erfahren, du schlecht erzogener Papagei, über was du lachst?"
"Ich lache über die Tölpel, die sich von denen in die Falle locken lassen, die schlauer sind als sie selbst."
"Sprichst du etwa von mir?"
"Ja, von dir spreche ich, armer Pinocchio. Von dir, der du so dumm bist, dass du glaubst, dass man das Geld auf dem Feld ernten und säen kann, wie man die Bohnen und Kürbise erntet. Auch ich habe es einst geglaubt und habe heute keine Federn mehr. Heute, leider zu späte, musste ich mich damit abfinden, dass man, will man ehrlich ein bisschen Geld anhäufen,
man sich dieses verdienen muss. Entweder mit seinen Händen oder mit dem Erfindungsreichtum seines Kopfes."
"Ich versteh nicht, was du sagst", sagte die Marionette, der schon anfing vor Angst zu zittern.
"Geduld! Ich werde es dir genauer erklären", fügte der Papagei hinzo. "Wisse denn, dass der Fuchs und die Katze, während du in der Stadt warst, zu diesem Feld zurückgekommen sind. Sie haben die Geldstücke genommen und sind dann wie der Wind entwischt. Es wird Zeit, dass du ihnen hinterrennst, viel Glück!"
Pinocchio stand da mit offenem Mund und wollte nicht an die Worte des Papageis glauben. Er begann mit den Händen und dne Fingernägeln die Erde abzugraben, die er begossen hatte. Er grub und grub, machte ein Loch, das so tief war, dass ein Heuhaufen aufrecht hineingepasst hätte. Aber die Geldstücke waren nicht mehr da.
Er begann zu verzweifeln, rannte zurück in die Stadt, direkt zum Gericht, um dort die zwei Ganoven, die ihn ausgeraubt hatten, anzuklagen.
Der Richter war ein Affe von der Rasse der Gorillas. Ein aufgrund seines fortgeschrittenen Alters, seines weißen Bartes und vor allem wegen seiner goldenen Brille, ohne Gläser, die er schon seit vielen Jahren gezwungen war immer zu tragen, weil er an einer Augenblutung litt, war er ein respektabler Affe.
Pinocchio erzählte in Gegenwart des Richters detailgetreu den gemeinen Betrug, dessen Opfer er war. Er nannte den Namen, den Namen und den Familienname der Ganoven, beschrieb ihr Aussehen. Schließlich bat er, Gerechtigkeit walten zu lassen.
Der Richter hörte ihm sehr wohlwollend zu und nahm an der Geschichte einen großen Anteil. Er ward gerührt und empfand Mitleid. Als die Marionette geendet hatte und nichts mehr zu sagen hatte, streckte er die Hand aus und ließ die Glocke läuten.
Auf das Glockengeläut hin erschienen sofort zwei Pitbulls, die wie Gendarmen angezogen waren.
Der Richter sagte zu ihnen, auf Pinocchio deutend.
"Diesem armen Teufel wurden vier Goldstücke gestohlen. Schnappt ihn also und werft ihn sofort ins Gefängnis."
Die Marionette, über die völlig unvorhergesehen ein solche Urteil verhängt worden war, war völlig baff und wollte protestieren, doch die Gendarme packten ihn ohne viel Zeit zu verlieren, stopften ihm den Mund führten ihn ins Gefängnis.
Und dort sollte er vier Monate bleiben. Vier lange Monate. Er wäre sogar noch länger dort geblieben, wenn sich nicht ein glücklicher Umstand eingetreten wäre. Man muss nämlich wissen, dass der junge Herrscher, der in der Stadt Schnappt-die-Doofen regierte, einen großen Sieg über seine Feinde errungen hatte. Deswegen ordnete er große, öffentliche Feierlichkeiten, Festbeleuchtungen, Feuerwerke, Wettrenen zu Fuß und mit dem Fahhrad an. Als Zeichen größtes Jubels aber, wollte er, dass alle Gefängnisse geöffnet und alle Ganoven entlassen würden.
"Wenn die anderen frei kommen, will ich auch entlassen werden", sagte Pinocchio zum Gefängniswärter.
"Du nicht", antwortete der Gefängniswärter, "du bist nämlich nicht die richtige Nummer..."
"Entschuldigung", erwiderte Pinocchio, "auch ich bin ein Ganove.
"Dann habt ihr tausend Gründe", sagte der Gefängniswärter. Er öffnete voller Respekt den Riegel, verabschiedete ihn, öffnete ihm das Tor des Gefängnisses und ließ ihn ziehen.Kontakt Impressum Datenschutz |