Italo Svevo ist der Name unter dem Hector Aron Schmitz (italianisiert Ettore Schmitz) die meisten seiner Romane publizierte. Geboren wurde er am 19. Dezember 1861 in Triest und stab am 13. September 1928 (infolge eines Autounfalles) in Motta di di Livenza (bei Teviso, etwa 30 km nördlich von Venedig). Zu diesem Zeitpunkt, das spielt in dem Roman eine Rolle, gehörte Triest (an der Grenze zum heutigen Slovenien) zum habsburgerisch-österreichischen Kaiserreich. Da Triest aber überwiegend von Italienern bewohnt war, trat es auf Seiten Englands, Frankreichs und Russland in den Krieg ein und erklärte Österreich den Krieg. Nach der Niederlage Deutschlands / Österreich gehörte Triest zu Italien. Eigenartigerweise spielen die diese bedeutsamen Ereignisse in den Romanen Italo Svevos keine Rolle, bzw. sind lediglich Anekdoten. Italo Svevo entstammt einer wohlhabenden Familie deutscher Abstammung. Sein Vater handelte mit Glaswaren. Erwähnt wird überall die jüdische Abstammung, allerdings ist nicht erkennbar, inwiefern dies überhaupt einen Einfluss auf die Lebengestaltung, Weltanschauung, künstlerisches Schaffen hatte. Erwähnt wird auch überall, dass er nach Florenz gegangen sei, um dort „lautreines“ Italienisch zu erlernen. Allerdings wird auch diese These nie wirklich untermauert. Es ist zwar zutreffend, dass in Triest ursprünglich ein Dialekt des Venetischen gesprochen wurde, aber die Sprachbeherrschung hängt ab einem gewissen Bildungsniveau nicht mehr vom unmittelbaren Umfeld ab. Wer dieser These folgt, müsste auch sagen, dass Max Frisch eine zeitlang in Hannover hätte leben müssen oder Juan Goytisolo (dieser ist Katalane) eine zeitlang in Burgos. Anzunehmen ist eher, dass Italo Svevo auch ohne einen Aufenthalt in Florenz des Italienischen vollkommen mächtig war. Anzunehmen ist auch, dass nicht Deutsch seine Muttesprache war, obwohl er es perfekt beherrscht, sondern Italienisch, denn sonst hätte er von vorneherein in der Sprache geschrieben, in der er letztlich auch ein breiteres Publikum fand. In den Jahren 1873 bis 1878 besuchte er ein Internat bei Würzburg, sprach von daher perfekt Deutsch. Nach Triest zurückgekehrt, besucht er eine höhere Handelsschule, ohne allerdings das Studium abzuschließen, da er, aufgrund des Konkurses des väterlichen Unternehmens, gezwungen war, als Angestellter einer Bank seinen Lebensunterhalt zu verdienen (von daher hat auch der frühe Roman "Una vita", 1892, autobiographische Züge.) Während dieser Zeit und noch vor der Heirat seiner Cousine Livia Veneziani, die insofern bedeutsam ist, als er in das Unternehmen seines Schwiegervaters eintritt und die Schrifstellerei aufgibt, veröffentlich er den Roman "Una vita", dessen Druck er selbst finanziert. Die Veröffentlichung hat praktisch kein Echo in der Öffentlichkeit. Nach seiner Heirat veröffentlich er noch die Romane Senilità (1898), wieder bezahlt er den Druck selbst und wieder bleibt die Veröffentlichung ohne jede Resonanz. Da die Schriftstellerei die Familie nicht ernähren kann, inzwischen ist aus der Heirat mit Livia Veneziana auch eine Tochter hervorgegangen, tritt er in die Firma seines Schwiegervaters ein, die Lacke für Schiffe herstellt. 1905 nimmt er Englischunterricht an der Berlitz School in Triest, sein Lehrer ist James Joyce. Die Freundschaft mit James Joyce wird für seine Karriere als Schriftsteller bedeutsam sein, da durch dessen Intervention der Roman La coscienza di Zeno (veröffentlicht 1923) in Frankreich von der Kritik, insbesondere von dem Literaturkritiker Valery Larbaud, positiv aufgenommen und veröffentlicht wurde. Spät, sehr spät, gelangte er also so noch zu einem bescheidenen Bekanntheitsgrad, da der Bekanntheitsgrad in Frankreich dazu führte, dass nun auch der italienische Literaturkritiker Eugenio Montale über ihn schreibt.
Der hier vorgestellte Roman „Una burla riuscita“ (veröffentlicht 1926) hat also deutlich biographische Züge, die sogar bis in die Namensgebung reichen. Unter dem Pseudonym Ettore Samigli veröffentlichte Italo Svevo alias Hector Aaron Schmitz alias Ettore Schmitz auch in der Triester Zeitung L‘ Independente in den Jahren 1880 bis 1890 Theaterkritiken. Der Protagonist des Romans Una burla riuscita heißt Mario Samigli. Auch Mario Samigli hat auf eigene Kosten seinen ersten und letzten Roman drucken lassen, der allerdings keinerlei Echo fand. Wie Mario Samigli schreibt Italo Svevo immer weiter, selbst als er, ab 1898, auf Anraten seine Schwiegervaters, in dessen Unternehmen er nun erfolgreich tätig ist, jede Ambition aufgegeben hat, von seiner Schriftstellerei zu leben. Schreiben ist für beide eine Art Therapie, im Falle von Mario Samigli besteht die Therapie vor allem darin, die Welt je nach den Gegebenheiten und seelischen Bedürfnissen mal so und mal so zu interpretieren. Autobiographisch auch die Rolle des Kritikers des Westermann Verlages, der für Mario Samigli wohl eine ähnliche Bedeutung hat, wie die oben genannten Kritiker für Italo Svevo. Dunkle Gestalten in der Ferne, die den Geschmack der Massen lenken. Die Dynamik des Romans ergibt sich aus dem Ringen um das seelische Gleichgewicht. Mit der Tatsache, dass er mit seiner Schrifstellerei kein Geld verdient, hatte sich Mario Samigli, eine weitere Parallele zu Italo Svevo, bereits abgefunden. Allein die Hoffnung, als Schriftsteller irgendwann erfolgreich zu sein, reichte ihm, solange er sich als Schriftsteller fühlen konnte und so über die Banalität des Alltags und seine beengten wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse hinweggleiten konnte. Die Auseinandersetzung mit der Realität, also einem konkreten Versuch, sich als Schriftsteller zu etablieren, hätte dieses labile Gleichgewicht durcheinandergebracht und wurde von daher gar nicht erst versucht. Dieses Gleichgewicht wird nun gestört, also unverhofft ein ausländischer Verlag, eine weitere Parallele zu Italo Svevo, scheinbar Interesse daran hat, seinen ersten und einzigen Roman zu veröffentlichen. Diese Perspektive treibt ihn heraus aus seinem glücklich machenden Schwebezustand. Die Hoffnung, dass sich seine Sehnsüchte tatsächlich materialisieren, stört sein seelisches Gleichgewicht, das ja gerade darauf beruhte, dass er auf die Realisierung seiner Träume hoffte, aber nichts tat, um diese zu realisieren. Der genaue Verlauf der seelischen Dynamik ist dann wohl eher nicht Italo Svevo. Beschrieben wird eher der etwas träge, phantasielose, geistig beschränkte, mutlose Kleinbürger. |