12.4.11 Übung 11: Das "si impersonale" mit vorangestelltem Akkusativobjekt bei den zusammengesetzten Zeiten

Steht vor dem si impersonale ein Akkusativobjekt (als Personalpronomen) und das Verb steht in einer einfachen Zeit, ergeben sich keine besonderen Schwierigkeiten. Es ist dann lediglich darauf zu achten, dass das Personalpronomen dann vor dem "si" des "si impersonale" steht.

La si vede. <=> Man sieht sie. (Nicht zu verwechseln mit Se la vede <=> Wenn er / sie sie sieht)

Anders verhält es sich, wenn es sich um eine zusammengesetzte Zeit handelt. In diesem Fall muss das Subjekt in Genus und Numerus mit dem Partizip Perfekt übereinstimmen.

La si è vista. Man hat si (weiblich Singular) gesehen.
Li si è comprati. Man hat sie (männlich Plural) gekauft.

Wie bereits mehrfach erwähnt, gibt es Dinge, die man irgendwann intuitiv richtig macht und Probleme nur dann auftreten, wenn man darüber nachdenkt. Das Problem ist, dass einem eines schönen Tages einfallen kann, darüber nachzudenken. Folglich überlegen wir uns jetzt, ob es sich bei Konstruktionen des Typs La si è vista um ein si passivante oder um ein si impersonale handelt. Die Antwort ist gar nicht so einfach, denn Konstruktionen dieses Typs sind weder Fisch noch Fleisch, oder, für die Vegetarier unter uns, weder Birne noch Apfel. Machen wir uns das klar. Beim si passivante wird das Akkusativobjekt des deutschen Satzes mit man zum Subjekt (des italienischen Satzes), das die durch das Verb beschriebene Handlung an sich selbst ausführt.

Man isst einen Apfel. (Ein Apfel isst sich.) <=> Si mangia una mela.

Si mangia una mela wäre wörtlich Ein Apfel isst sich. Der Apfel, die mela, ist also Subjekt des Satzes, führt die durch das Verb beschriebene Handlung aus, und zwar an sich selbst. Ersetzt man aber die mela durch ein Personalpronomen im Akkusativ, erhält man eine aus grammatikalischer Sicht merkwürdige Zwitterkonstruktion.

La si mangia. <=> Man isst sie.

Es ist klar, dass la nicht Subjekt des Satzes ist, es ist Akkusativobjekt, das si konvertiert also von einem Reflexivpronomen zu einem Indefinita, wird zu man und folglich steht bei Konstruktionen dieses Typs das Verb im Singular.

Li si mangia. <=> Man isst sie (männlich Plural).
Le si mangia. <=> Man isst sie (weiblich Plural).

Aus Gründen der Klarheit sollte man das jetzt so sehen. Si ist Subjekt, es handelt sich also um ein si impersonale.
Ersetzt man also beim si passivante das Substantiv durch ein Personalpronomen im Akkusativ wird aus dem "si passivante" ein "si impersonale".

Sie können aber auch sowas finden, was falsch ist.

Li si mangiano. <=> Man isst sie (männlich Plural).
Le si mangiano. <=> Man isst sie (weiblich Plural).

Das sieht dann vordergründig wie ein si passivante aus, allerdings nur vordergründig. Würde man es so interpretieren, dann wäre si ein Reflexivpronomen und li, also das Akkusativobjekt, das Subjekt. Ein Akkusativobjekt ist aber nun mal ein Akkusativ und kein Nominativ, ist kein Subjekt. Diese Konstruktion lässt sich auch nicht mehr mit einer strukturgleichen didaktisch motivierten Hilfsübersetzung auflösen.

Si mangiano le mele. <=>Die Äpfel essen sich.
falsch: Le si mangiano. <=> Sie essen sich sie.


Da das Akkusativobjekt beim si passivante ja zum Subjekt wird, kann es kein weiteres Akkusativobjekt mehr geben. Versierte italienische Muttersprachler tendieren eher dazu, Konstruktionen dieses Typs, also Verb im Plural wenn der vorangestellte Akkusativ im Plural steht, als falsch anzusehen und wir sehen das jetzt einfach so, dass wir in einem solche Fall auf si impersonale erkennen und nicht auf si passivante und Konstruktionen vom Typ "Le si mangiano" falsch sind, es heißt "Le si mangia".

Da aber "si" bei diesen Konstruktionen das SUBJEKT des Satzes ist und KEIN Reflexivpronomen, steht bei den zusammengesetzten Zeiten das Hilfsverb ESSERE ist SINGULAR, denn "si" heißt schlicht "man", ist ein Indefinita. Andererseits wird es aber, grammatikalisch eigentlich unlogisch, als Reflexipronomen gesehen, das heißt, es wird auch bei transitiven Verben, also Verben, die eigentlich mit AVERE konjugiert werden, mit ESSERE konjugiert. Das Partizip Perfekt wird aber nicht, wie normalerweise üblich, an das Subjekt angepasst, sondern an das vorangestellte direkte Objekt. Es heißt also:

Apfel im Singular: Man hat den Apfel gegessen.

La si è mangiata.

Apfel im Plural: Man hat die Äpfel gegessen.

La si è mangiati.

Es gibt also zwei Skurrilitäten:

1) Das "si" des si impersonale ist kein Reflexivpronomen, es gibt folglich eigentlich keinen Grund, mit essere zu konjugieren, genau das passiert aber.
2) Bei transitiven Verben und vorangestelltem Akkusativobjekt stimmt das Partizip Perfekt mit dem Akkusativobjekt überein. Bei intransitiven Verben (die in der Regel mit essere konjugiert werden) stimmt das Partizip Perfekt mit einem hypothetische als Plural / männlich angenommen Subjekt überein.

transitiv: Le si è viste => Man hat sie gesehen (Übereinstimmung mit dem Akkusativ Le)
intransitiv: Si è contenti => Man ist zufrieden (Übereinstimmung mit "si", was in der Regel Plural / männlich ist)

Übung 11: Übersetzen Sie die nachfolgenden Sätze mit einem si impersonale mit vorangestelltem Akkusativobjekt.

Man hat ihn gesehen.
 
Man hat sie (weiblich Singular) gesehen.
 
Man hat sie (männlich Plural) gesehen.
 
Man hat ihn gekauft.
 
Man hat sie (weiblich Singular) gekauft.
 
Man hat sie (männlich Plural) gekauft.
 
Man hat sie (weiblich Plural) gesehen.
 
Man sah ihn nie.
 





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