Carlo Collodi

Carlo Collodi (geb. 1824 in Florenz, gest. 1890 in Florenz) ist ein Pseudonym des italienischen Journalisten und Schriftstellers Carlo Lorenzini. Der Name Collodi leitet sich von dem Dorf Collodi (kleines Bergdorf in der Toskana zwischen Lucca und Pistoia),
aus dem seine Mutter stammt und wo er einen Teil seiner Kindheit verbracht hatte. Seine Mutter Angelina Orzali war Hausmädchen bei der wohlhabenden Familie Venturi, später bei der Familie Ginori in Florenz. Sein Vater arbeitete bei den Ginori als Koch. Die Familie war als arm und Carlo Lorenzini besuchte erstmal nur die Grundschule in Collodi, dann eine Einrichtung der Scalopi Brüderschaft (die sich um die Bildung wenig begüterter Kinder kümmerte). Diese wiederum schickten ihn in das Priesterseminar im Val d' Elsa. Nach Beendigung seines Studiums verdient er aber seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Rezessionen für eine große, florentinische Buchhandlung. Anzumerken ist, dass die Scalopi Brüderschaft zwar christlich geprägt, aber fortschrittlich war, das heißt Anhänger der italienischen Unabhängigkeitsbewegung. Carlo Collodi wird ein Anhänger der Ideen Mazzini, der für die Einigung Italiens und die Brechung der österreichischen Vorherrschaft eintritt. (Näheres zur italienischen Geschichte bei den Anmerkung zu Cronache a memoria von Giuseppe Abba). Mit zweiundzwanzig Jahren engagiert er sich als Journalist für mehrere italienische Zeitungen und gründet schließlich im Jahre 1848 eine eigene Zeitung, Il Lampione, die aber von der Zensur geschlossen wird und erst elf Jahre später ihre Tätigkeit wieder aufnehmen kann. In der Zwischenzeit gründet er eine zweite Zeitung, La Scaramuccia.

Ab 1861, als Italien die österreichische Vorherrschaft abschütteln kann (siehe Anmerkungen zu Cronache a memoria), widmet er sich ausschließlich seiner schriftstellerischen Tätigkeit und wird Zensor für das Theater. Bevor er selbst ein Kinderbuch schreibt, den Pinocchio eben, übersetzt er Werke des französischen Kinderbuchautors Perrault. Der Pinocchio erscheint in Fortsetzungen im Giornale dei Bambini ab 1881.

Die Geschichte ist komplexer, als man gemeinhin glaubt. Vielen drängt sich, aufgrund der zum Teil drastischen Handlung, ein Vergleich mit Max und Moritz auf. Max und Moritz sind aber, bei aller Sympathie, die man für ihre Respektlosigkeit haben kann, im Grunde zwei vollendete Schlingel, wohingegen Pinocchio im Grunde doch ein großes und manchmal auch mutiges Herz hat. Er handelt weniger kalkuliert bösartig, als kindlich unreflektiert, weshalb ihm auch immer verziehen wird. Dass er ein Esel wird, weil er nichts lernen will, darf man getrost als ein Wink mit dem Zaunpfahl nehmen. Wer nichts in der Birne hat, der wird eben ziemlich leicht durch den Kakao gezogen. Die recht drastischen Ereignisse werden dadurch abgemildert, dass Pinocchio sich im Grunde, wie das bei Kindern sein sollte, in einer Welt bewegt, wo er keinen ernsthaften Schaden anrichten, sehr wohl aber Erfahrungen machen kann. Er kann die sprechende Grille nicht töten, kann nicht wirklich von der Katze und dem Fuchs umgebracht werden, kann vom Hai nicht gefressen werden, weil er sich in einer Welt bewegt, über die die gute Fee wacht, die immer wieder eingreift, bevor ein irreparabler Schaden entsteht.






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